Katharina Mantler mit indischem Patenkind |
Welche Eindrücke nahmen Sie aus Ihrer Indien-Reise mit?
Man hört es so häufig, doch wir haben Indien wirklich als ein Land der Gegensätze erlebt: Freud und Leid, Schönheit und Abgrund liegen hier so nahe nebeneinander. Während wir einerseits die Schönheit des Landes, die Anmut der Menschen und die kulturelle Vielfalt bestaunt haben, ist uns gleichzeitig viel Schmerz und Leid begegnet.
Gab es Situationen, die Sie nicht so schnell vergessen werden?
Gemeinsam mit unserer Vertrauensperson vor Ort, Schwester Ephrem, haben wir verschiedene Familien in Slums rund um die Stadt Salem besucht. Die Liebe und der sanfte Umgang der Ordensschwester mit den alltäglichen Nöten der Menschen haben uns tief beeindruckt. Viele Menschen sind in Krankheit, Behinderung, Verzweiflung, Zwangsarbeit und Ungerechtigkeit gefangen. Da ist jede ausgestreckte Hand ein konkretes Zeichen der Hoffnung.
Warum engagiert sich ora jetzt auch in Indien - wie kam es dazu?
Auslöser für das neue Engagement von ora in Indien ist unsere persönliche Begegnung mit Familien und unsere Betroffenheit über das schwere Schicksal vieler. Gleichzeitig haben wir durch die Zusammenarbeit mit der Ordensgemeinschaft der Cluny-Schwestern nun ganz konkrete Möglichkeiten, etwas gegen Ungerechtigkeit und Armut zu tun. Zu guter Letzt haben wir die absolute Gewissheit, dass unsere Hilfe direkt bei den Kindern und Familien ankommt. Mit einfachen Mitteln ist es hier in Tamil Nadu möglich, einem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen. Und Kinder, die die Schule besuchen und ihre Rechte kennen, werden später in der Lage sein, sich für sich und andere einzusetzen.
Beinahe jedes zweite Kind in Indien unter fünf Jahren ist unterernährt. Warum sind vor allem Kinder von der Armut so stark betroffen?
Wir haben gesehen, dass die Not viele Eltern dazu zwingt, ihre Kinder zum Arbeiten zu schicken. Oft müssen die Mädchen und Jungen hart arbeiten und werden schlecht behandelt. Und wenn Eltern zwischen Sohn oder Tochter entscheiden müssen, dann schicken sie häufig eher die Söhne in die Schule, denn in einer Tochter sehen leider viele Eltern nur die Kosten und keinen Nutzen. Wenn jedoch durch eine Patenschaft der Schulbesuch der Tochter gesichert ist, dann bewahren wir dieses Mädchen davor, als Kindersklavin ausgebeutet zu werden.
Inwieweit kann jeder, der eine ora-Patenschaft für ein indisches Kind übernimmt, diesem helfen?
Mit einer Patenschaft kann Sr. Ephrem die Kosten für den Schulbesuch und die Schulmaterialien, gegebenenfalls den Schulbus oder das Internat, die medizinische Versorgung und Bekleidung abdecken. Außerdem werden die Patenkinder und ihre Familien durch Sozialhelferinnen begleitet, sodass individuelle Förderung möglich ist. Im Vertrauen darauf, dass wir bald Pateneltern finden, haben wir Unterstützung für zehn Mädchen und Jungen zugesagt. Und wir hoffen, dass es Schritt für Schritt mehr werden. Gerne stellen wir Interessierten eines dieser Kinder vor, für das wir einen Paten suchen. 30 Euro im Monat sind für die meisten von uns nicht viel Geld, doch für ein Kind in Indien macht dieser Betrag einen riesigen Unterschied.
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